Schnäppchen machen

Ihnen ist vermutlich nicht entgangen, dass auf dem deutschen Markt in den letzten Jahren verstärkt echte Kreditkarten angeboten werden. Also Karten, die nicht wie die von uns gewohnten Karten monatlich den gesamten Saldo einziehen, sondern den bestehenden Saldo als Kredit zu Verfügung stellen.

Bezahlen mit Kreditkarte

Mit diesen Kreditkarten bezahlen Sie wie mit jeder anderen bisherigen Kreditkarte Ihre Einkäufe. Beispielsweise das Tanken, die Onlineeinkäufe oder gelegentliche Ausflüge in die Innenstadt Ihrer Wahl.

Sie sammeln über einen Monat hinweg sämtliche Ausgaben auf einem Kreditkartenkonto. Dort entsteht also ein Saldo, den Sie dem Kreditkartenherausgeber schulden. Der Herausgeber gibt Ihnen also bis zum nächsten Ausgleich einen Kredit. Daher der Name dieser Karten.

Kredit“zwang“

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Dieser zur Verfügung gestellte Kredit kann selbstverständlich jeden Monat getilgt werden und bleibt dann auch üblicherweise zinsfrei. Bei den gewohnten Kreditkarten ist das auch immer der Fall, hier erfolgt ein 100%-Ausgleich.

Aber hier kommt der eigentliche Witz/Unterschied zum Gewohnten: Dieser Kredit soll bei den neu auf den Markt geworfenen Karten gar nicht komplett abbezahlt werden. Die Banken spekulieren darauf, dass die Kunden den Kredit auch in Anspruch nehmen. Und sie machen es den Kunden leicht: Eine automatisch 100%-Tilgung beispielsweise durch Einzug vom Girokonto ist in der Regel nicht vorgesehen (eher solche Regeln wie „mindestens 50 EUR oder 10% vom Saldo, je nachdem welche Summe höher ist“). Ehrlich gesagt ist mir keine einzige solche Kreditkarte, im Fachjargon als „revolvierende Kreditkarten“ bezeichnet, bekannt, die einen automatischen kompletten Ausgleich vorsieht.

Und ich kann Ihnen auch sagen, wieso das nicht beabsichtigt ist: Die Banken verlangen, nett ausgedrückt, ungewöhnlich hohe Zinsen.

Zinswucher

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Kennen Sie auch die alten Mafiafilme, wo Zinshaie ahnungslosen Verlierern „günstige“ 20% Zinsen anbieten? Dafür dann ohne Fragen, wofür das Geld ist oder ob jemand überhaupt Sicherheiten hat?

Die Realität ist eigentlich schlimmer.

Aktuell überschwemmen Angebote den Markt, die mit monatlichen Zinssätzen von bis 1,89% werben. Das sind im Jahr 22,68% Zinsen. Die Kreditkartenherausgeber verlangen einen höheren effektiven Jahreszins als der böse Zinshai im B-Movie.

Aber dafür landen Zahlungsversäumnisse dann doch bei der Schufa oder die Kredithöhe ist abhängig vom bisherigen Umsatz oder ob beispielsweise Ihr Gehaltskonto bei derselben Bank geführt wird. Der Wucherzins bleibt allerdings.

Für Kredite bei Ihrem Girokonto (Dispo-Kredit) fallen üblicherweise 8-10% Zinsen im Jahr an – manchmal ein wenig mehr, je nach Institut. Großzügig: Die Hälfte. Für Konsumkredite fallen noch einmal weniger Zinsen an, oft die Hälfte der Dispozinsen. Deshalb wird ja auch oft zu einer Umschuldung geraten, wenn das Girokonto hoffnungslos überzogen ist.

Aber wie auch immer. Diese verlockenden laufenden Kredite, die sich fast unbemerkt immer weiter steigern und entsprechend hohe Zinserträge für die Herausgeber einfahren, sind ausgesprochen beliebt. Gerade bei den Banken. Aber auch bei Kunden. Weil Kunden noch mehr über ihre Verhältnisse leben können und noch mehr Geld ausgeben können, was sie eigentlich nicht haben.

Und dafür fallen Sie dem Zinshai zum Opfer.

Kreditkarte für Menschen ohne Kreditwürdigkeit

Und eine weitere Unart wird mit diesen Karten in den Markt eingeführt: Auch Menschen ohne regelmäßiges Einkommen und damit ohne große Kreditwürdigkeit bekommen diese Karten. Eben erst einmal mit einem geringeren Limit.

Also beispielsweise ein Azubi (es folgt ein fiktives Beispiel, das aber mit Zahlen arbeitet, die mir zugetragen wurden):

Zuerst bekommt er ein (kleines) Limit von 100 EUR. Dieses Limit wird bereits verdoppelt, wenn er einen Artikel für 5 EUR kauft und bezahlt (= „er zahlt pünktlich“-Eintrag). Er hat also 200 EUR zur Verfügung.

Im nächsten Monat sieht es finanziell ein wenig eng aus, zu hohe Spritkosten, zu viel gefeiert, kommt vor. Aber er braucht doch so dringend eine neue Grafikkarte für seinen PC, die alte ist gerade abgeraucht. Wie praktisch, dass er diese neue Kreditkarte hat. Beim Onlinehändler damit bezahlt und gut ist.

Zum nächsten 15. kommt das neue Gehalt und er will sofort die Kreditkarte begleichen. Aber von den 400 EUR Vergütung muss er erst noch einem Freund 50 EUR zurückgeben (das letzte Wochenende in der Disco war wirklich teuer…) und das Auto meldet den Bedarf an neuen Bremsbelägen an… nun ja, ok, lassen wir den Kredit halt einen weiteren Monat liegen.

Und schon hat unser Azubi ein Zinsproblem: 1,89% für einen Monat auf 200 EUR sind 3,78 EUR. Sie meinen das wäre nicht sonderlich viel? Ab wann ist es viel? Ab dem zweiten Monat (7,56 EUR) oder dem sechsten Monat (22,68 EUR)?

So beginnen Schuldenkarrieren. Und genau darauf spekulieren die Kartenherausgeber.

Finger weg

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JMRosenfeld bei Flickr

In den USA sind Dispokredite nicht so verbreitet wie das bei uns der Fall ist. Daher haben die „echten“ Kreditkarten dort durchaus eine Berechtigung.

Aber die Haushalte dort sind im Vergleich zu uns erheblich höher verschuldet. In fast allen englischsprachigen Blogs zum Thema Finanzen wird zuerst geraten, umgehend sämtliche Kreditkartenschulden zu begleichen und dann die Karten einzumotten. Auch dort sind nämlich die Zinsen für diese Kredite erheblich – wenn auch lange nicht fast 25% im Jahr.

Sie sollten Ihr Umfeld aufklären, welche dramatischen Folgen solche Kredite haben können. Vor allem aber wie unverschämt hoch die Zinsen sind, die die Banken/Kreditkartenunternehmen verlangen. Ich habe nichts dagegen, dass Banken Geld verdienen wollen und kann nachvollziehen, dass Kredite eben Zinsen kosten. Aber es gibt moralische und ethische Grenzen, die bei diesen Karten aus meiner Sicht locker überschritten werden.

Übrigens können Sie diese Art Kreditkarte nicht etwa am Markennamen erkennen. Auch nicht unbedingt daran, welche Bank die Karte herausgibt. Sie müssen die Bedingungen der Karten genau studieren. Generell gilt aber: Wenn die Karte nichts kostet und/oder mit „bezahlen Sie, wann es für Sie passender ist“ beworben werden, sollten Ihre Alarmglocken losgehen. Übrigens auch dann, wenn Kreditkarten über Warenhäuser vertrieben werden. Die von den Kartenherausgebern gezahlten Provisionen sind offensichtlich gewaltig.

Am Rande: Kreditkarten-Gebühren

Sie zahlen für Ihre Kreditkarte vermutlich eine Jahresgebühr.

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taberandrew bei Flickr

Wussten Sie aber, dass die Unternehmen, bei denen Sie mit dieser Karte bezahlen, einen bestimmten Prozentsatz (das kann bis 3 oder 5% gehen) des mit der Karte getätigten Umsatzes an das Kreditkartenunternehmen abführen? Die Unternehmen, bei denen Sie zahlen, bezahlen also die Dienstleistungen der Kreditkartenunternehmen bereits.

Es ist eigentlich eine Unverschämtheit, dass Sie als Kunde auch noch mal eine Gebühr zahlen müssen, oder?

Dazu eine kleine Anekdote aus einem Australienurlaub: Ich hatte eine Kreditkarte als Zahlungsmittel mitgenommen, die damit wirbt, dass keine Auslandsumsatzaufschläge erhoben werden (und die dafür eine erhebliche Jahresgebühr verlangt).

Aber fast alle Geschäfte in Australien haben genau für diese eine Kreditkartenmarke einen Aufschlag von 2% erhoben. Das ist mehr als der übliche Auslandsumsatzaufschlag bei anderen Karten. Als ich nachfragte, wieso, sagte man mir mehrfach, dass diese Karte 5% des Umsatzes als Gebühr verlangt – alle anderen aber nur 3%. Und die 2% müsse ich eben als Kunde ausgleichen (mir völlig verständlich, die Ehrlichkeit der Händler dort war für mich echt positiv überraschend).

Ich habe das Kreditkartenunternehmen nach meiner Rückkehr darauf angesprochen. Die Reaktion war sinngemäß „oh, das tut uns leid, wir kümmern uns darum“ (ich vermute gemeint war „ist mir egal, der Händler dort kriegt jetzt Ärger, weil er das Ihnen nicht sagen darf“). Ich habe die Karten also gekündigt und habe es als „Lehrgeld“ verbucht.

Fallen Sie also nicht darauf herein, wenn Ihnen etwas als „kostenlos“, „einmalig“ oder „super Vorteil“ verkauft wird. Sie zahlen es sowieso – auf die eine oder andere Weise:

Denn wer, glauben Sie, zahlt diesen 3%-Gebühren-Aufschlag, den der Händler abführen muss? SIE. Mit dem Warenpreis.

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