Auch mal „Nein“ sagen
Gehören Sie auch zu den Menschen, die nicht gut ablehnen können, wenn etwas an Sie herangetragen wird?
Manchmal wäre es einfach ehrlicher, wenn Sie „nein“ sagen würden – statt „ja“ zu sagen und „nein“ zu meinen. Der Grund ist eigentlich nachvollziehbar: Sie haben beschränkte Zeit und Kraft und müssen sich gut überlegen, welche Zusagen Sie geben und welche Sie lieber nicht geben wollen.
Aber das ist einfacher gesagt als getan. Schließlich wollen Sie niemanden vor den Kopf stoßen.
Das Problem, Menschen auch einmal „nein“ zu sagen, denen wir uns eigentlich verbunden fühlen und die subjektiv gesehen immer für uns da waren, ist nur zu bekannt.
Dabei geraten wir gelegentlich in Teufels Küche. Eigentlich haben wir nicht genug Aufmerksamkeit übrig, um uns angemessen um das Geforderte zu kümmen.
Aus meiner Sicht ist es viel sinnvoller unserem Gegenüber ein ehrliches „Nein, dafür habe ich momentan nicht genug Aufmerksamkeit übrig“ zu sagen als ein „hmpf wenn es sein muss“ zu denken. Das Beste daran ist eigentlich, dass auch unser Gegenüber davon etwas hat – denn er oder sie kann uns auf unsere Zusagen 100% verlassen statt damit rechnen zu müssen, dass später aus einem Ja doch wieder ein Nein wird.
Wenn Sie mit Ihrer verfügbaren Kraft und Zeit nicht angemessen umgehen, können Sie sich irgendwann nicht mehr auf die Dinge konzentrieren, die für Sie von großer Bedeutung sind. Dabei aber geht es in Ihrem Leben doch zunächst einmal um Ihre Bedürfnisse und Ihre Wünsche. Das ist auch kein Egoismus – Sie erkennen, dass Sie auch zum Leben Ihrer Mitmenschen etwas beitragen müssen und wollen. Aber wenn es zu einer Entscheidung kommen sollte „Ich“ oder „Die“ – wäre es dann nicht fatal sich für „Die“ zu entscheiden?
Das Nein-Sagen kann allerdings auch so verpackt werden, dass Sie damit niemanden vor den Kopf stoßen. Und das sollten Sie auch nicht. Schließlich ist Ihr Nein keine Absage an das Bedürfnis des anderen oder als Zeichen zu verstehen, dass Sie kein Interesse an Ihrem Mitmenschen haben. Sondern soll Ausdruck dafür sein, dass Sie momentan eben andere und für Sie wichtigere Prioritäten haben.
Eine Ablehnung kann beispielsweise so formuliert werden:
- „Ich verstehe, dass dir dieses Thema momentan wichtig ist. Aber ich muss dir für den Moment ‚Nein‘ sagen, weil ich dafür nicht genug Aufmerksamkeit erübrigen kann.„
- „Bitte komm auf das Thema in zwei Tagen noch mal zurück, dann nehme ich mir die Zeit und du kannst mir in Ruhe erklären, wo du meine Hilfe brauchst.“ – tun Sie das aber auch!
- „Wenn ich dir das jetzt zusage, habe ich für meine Familie/Partnerin/Kinder nicht genug Zeit heute/am Wochenende. Ich denke du verstehst, dass ich das nicht tun kann.„
Generell gilt natürlich, dass Sie nicht grundsätzlich zu allem Nein sagen sollten. Seien Sie für Ihr Umfeld ein wichtiger Ratgeber und jemand, der gerne um Hilfe gebeten wird – seien Sie von Nutzen. Denn Sie erhalten diese Aufmerksamkeit in der Summe zurück.
Passen Sie aber ein wenig auf, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit anderen gegenüber nicht von Ihnen selbst ablenkt.
Ja… da liegt viel Selbstaufgabe drin, im JA-sagen… Und wenn man sich einmal durchgerungen hat, NEIN zu sagen, merkt man, dass man sich ein Stück Freiheit erobert hat, das man nicht mehr so schnell aufgeben wird – auch ohne, dass man zum Ego mutiert 😉
Ich stimme dir zu – ein gesundes Maß an „Nein“ ist… naja… gesund halt 🙂 Und es ist wirklich so: die Gefahr der Selbstaufgabe beim Ja-Sagen ist sicher groß, gerade dann, wenn es zu einer Gewohnheit wird…